Lauffen am Neckar

Hölder-Rockmusical feiert in Lauffen a. N. eindrücklich Premiere

Seine Waffe war die Feder
Fulminante Uraufführung
Die mitreißende Musik und die revolutionären, so aktuell scheinenden Statements klingen lange nach. Applaus im Stehen und schöne Worte reichen kaum, um die Begeisterung über das grandiose, leidenschaftliche Rock-Musical „Hölder“ angemessen zu beschreiben.
Helga El-Kothany, Heilbronner Stimme 22.2.2020


Letzte Woche fanden vom 20. bis 23. Februar in Lauffen a. N. die ersten Aufführungen des Hölder-Rockmusicals statt. Auf die Premiere am Donnerstagabend folgten drei weitere ausverkaufte Veranstaltungen, sodass insgesamt über 2.500 Menschen erlebten, wie nach dem dritten Gong ein 120-köpfiger Chor einlief, das Saallicht ausging, zwei Tänzerinnen in blaues Licht getaucht in die Bühnenszenerie schritten. Die Stadthalle Lauffen a. N. wartete täglich auf Hölderlin (Benedikt Immerz | Teresa Platzek), der an den Dichtertisch einer Kneipe tritt und mit dem Griff zur Feder die ersten Klaviertöne befreit.
Die 17 gefühlsstarken Songs stammen von der Rockband Hölders Welt (Michael Huter, Tilmann Schoch, Johan Schwarzkopf, Andreas Schmidt und Götz Schwarzkopf). Sie sind, live wie auch in der Konzeption, das Rückgrat des Musicals. Auf der Bühne werden sie von elf Solisten und einem achtköpfigen Bühnenkammerchor schauspielerisch und gesanglich umgesetzt, die meisten von ihnen (ehemalige) Schülerinnen und Schüler des Hölderlin-Gymnasiums Lauffen. Auf den Chorrängen singen Unterstufen-, Mittelstufen-, Oberstufen- und Lehrer-und-Elternchor der Schule unter der Leitung von Manuel Sunten, Christiane Wasser und Andreas Götz gemeinsam.
Das Bühnenbild bleibt beweglich, ein Literatur-Kurs im Jahr 2020 geht in eine historische Kneipensituation zu Studienzeiten im Tübinger Stift über, wo Hölderlin, Hegel und Schelling am ältesten Systemprogramm des deutschen Idealismus arbeiten. Auf den fünf Projektionsleinwänden begegnen sich das Lichtdesign von Volker Kießling, die Schatten der Agierenden, original Autographe und moderne Typografie.
La Passion (https://www.lapassion-tanz.de) tanzt kraftvoll mitten in das Spiel hinein, verstärkt Gitarrensoli, Revolutionsgier und Feierlaune, intensive, erwachsene Gefühle. Die Tanz AG des Hölderlin-Gymnasiums unter der Leitung von Heike Schweder-Netter setzt dagegen sanfte Musentänze in den freien Bühnenraum, symbolisch für jene, die sich mit leiserer Stimme der Poesie zuwenden.


Die Autoren Götz Schwarzkopf und Volker Kießling, beide ebenfalls ehemalige Schüler des Hölderlin-Gymnasiums Lauffen, wollten Hölderlins Aktualität für heute zum Erlebnis machen und an ein breites, junges Publikum heranführen. Wer mehr erfahren möchte, kann im SWR eine schöne Besprechung von Silke Arning nachhören.


Friedrich Hölderlin und die Kraft der Poesie
Der Dichter wird plötzlich ganz aktuell

„Hölder“ ist eine moderne, ideenreiche und immer wieder bewegende Aufführung und darf schon jetzt als ein Höhepunkt des gesamten Hölderlinjahres bezeichnet werden. …in dieser Aufführung fängt die Philosophie auf wunderbare Weise an zu singen, zu tanzen, zu klingen und zu schweben… mal rockig, mal als Rap, mal als Piano-Schmusesong… auf eine lockere und dennoch ernsthafte Weise… Hier ist das Schwere ganz leicht und das Düstere ganz hell geworden – allein durch die heilende Kraft der Poesie.
Thomas Faltin, Stuttgarter Zeitung, 22.02.2020


In der Premierenwoche steht spürbar auch das Vertrauen auf der Bühne, das die Stadtverwaltung Lauffen a. N. den kreativen Köpfen entgegenbrachte und bezeugt die stille, aber tatkräftige Unterstützung von Hauptamtlichen (und) Kulturbegeisterten. Diese Veranstaltungen haben mit Nachdruck das Hölderlinjahr bei den Lauffenern auf die Agenda gesetzt.

 

Lesenswert: Nachbericht von Ulrike Kieser-Hess im Lauffener Bote, 27.2.2020

 


Jetzt geht Hölder auf Tour, in vier weiteren Hölderlinstädten wird das Ensemble gemeinsam mit örtlichen Schulen und Chören auftreten:


25.04. Bad Homburg
27.05. Stuttgart
21.06. Denkendorf
03.07. Heidelberg


Infos zum Stück und zum Karten-VVK unter: www.hoelderlin-musical.de oder auf Instagram @hoelder_musical (https://www.instagram.com/hoelder_musical/).


Hölder wird als Stück nie vollendet sein. Noch in der Premierenwoche werden von Tag zu Tag Elemente weiterentwickelt, bei jeder Aufführung steht eine andere Besetzungskonstellation im Rampenlicht, die sich neu aufeinander einlassen müssen. Auch in der nächsten Zeit wird verbessert, verändert, diskutiert. Die Crew hofft, in ihrem Ehrgeiz Hölderlin nachfühlen zu können und einen Beitrag zum Hölderlinjahr zu leisten, der Wesenszüge des Dichters für ein großes Publikum mitreißend spürbar macht.